Englisch für Anfänger
Morgan-Luft für Einsteiger: Der 4/4 Sport ist das jüngste Baby aus dem Morgan-Stall in Westengland. Ab 39.500 Euro beginnt der Roadster-Spaß. AUTO BILD wagt den luftigen Nostalgie-Trip.
von
- Wolfgang König
09. April 2009
Frostig ist es, aber klassisches Corduroy umschmeichelt meine Beine, und obenherum und auf dem Kopf wärmt mich kratziges Tweed vom Hebriden-Schaf. "Stilecht, oder was?", frage ich Charles Morgan. Schließlich möchte er mir heute seine jüngste Kreation, den Einsteiger-
Morgan, vorführen. Und der sieht so traditionell aus, als wäre er Großvaters Fotoalbum entsprungen. "Wenn ich ehrlich sein soll",
Morganrührt in seiner Teetasse, "siehst du aus wie ein alter Spinner." So ist er halt, der Firmenchef in dritter Generation, immer offen, immer ehrlich. Genau wie seine Roadster. Da wird nichts beschönigt, nichts übertüncht. Servolenkung? So weit kommt's noch. ESP, ASR, ABS? Klar, humangesteuert mittels adaptiver Pedalbehandlung. Elektrische Fensterheber? Heber, ja (die seitlichen Steckscheiben aus der Verankerung heben, dann hinter den Sitzen verstauen), elektrisch, nein.
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Morgan 4/4 Sport heißt das jüngste Baby aus dem Morgan-Stall im westenglischen Malvern Link – 4/4 steht für vier Räder und vier Zylinder, und Sport besagt, dass noch weniger dran ist als bei den anderen Roadster-Modellen des Hauses. Die hohe Kunst des Weglassens also, und wer beherrscht sie besser als Morgan? Kein Ersatzrad mehr (ersatzweise Dichtmasse und Luftpumpe), keine Stoßstangen, im Cockpit Blech statt Holz, und das ansonsten inzwischen übliche Klappverdeck ersetzt die alte Zeltplane zum Aufknöpfen. Außerdem schwarz gestrichene Speichenräder mit 80er-Reifen, und eine von 35.000 auf sechs Töne reduzierte Farbpalette. Nicht zu vergessen die neue Sparmotorisierung: Unter der geschlitzten Haube röchelt ein 1,6-Liter von
Fordmit 111 PS. Aber nicht nur das Auto, sondern auch der Preis präsentiert sich abgespeckt. 30.000 Euro berechtigen nun in England bereits zum Besitz eines brandneuen Morgan, wenngleich als Rechtslenker (Linkslenker kommen hierzulande auf 39.500 Euro).
Auch ein Spar-Morgan ist ein echter Morgan
"Das richtige Auto zur richtigen Zeit", findet Mister Morgan. Nur: welche Zeit? Statt wie andere mit den Sekunden für den Sprint von null auf 100 zu geizen, schafft der Morgan nämlich etwas weitaus Schwierigeres: In nur 2,5 Sekunden transportiert er mich 70 Jahre zurück. Ich spechte durch die Minifrontscheibe über die lange Vorkriegsmotorhaube und lasse den Arm seitlich raushängen: So offen war das damals im offenen Sportwagen. Gnadenlos offen und so dicht über dem Boden, dass ich im Sitzen Blumen pflücken könnte. Natürlich zieht es wie Hechtsuppe (war doch kein Fehler, das schwere Tuch), aber das gehört dazu, zum naturreinen Morgan-Erlebnis. Während sich der Verdacht, die Leistung reiche allenfalls für einen motoriserten Bleistiftspitzer, schnell in Luft auflöst. Das Ding wiegt ja nur 800 Kilogramm, pro PS macht das 7,2 Kilo,
Golf-GTI-mäßig. Nur dass der sich im Vergleich so sportlich anfühlt wie ein Treppenlift. Denn schnell fahren, das kann heute schließlich jeder. Aber mit dem Auto kämpfen, die Widrigkeiten der Straße fühlen, das geht am besten in einem Morgan. Auch mit nur 111 PS. Stilistisch orientiert sich der Fahrer dabei vorzugsweise an den alten Meistern.
Traditionelles Wischen und Sägen (am Lenkrad) ist angesagt, denn der Grenzbereich liegt dank der 165er-Reifen noch tiefer als das Chassis, während die antike Vorderachse (Baumuster anno 1909) und die starre Hinterachse alles versuchen, den Reiter aus dem Sattel zu werfen. Für die Überquerung größerer Bodenwellen könnte man Flugtickets ausstellen. Ein wahrer Muntermacher also, und, wie Charles Morgan mich aufklärt, trotz allem überraschend jetztzeitig: "135 Gramm CO2 pro Kilometer, kein Wertverlust und ewig haltbar". Was er meint, aber bescheidenerweise nicht ausspricht:
Morgan 4/4, der Sportwagen der Vernunft.
Handwerk statt Massenware
Rund 700 Autos fertigt die Morgan Motor Company im Jahr, und jedes benötigt etwa 235 Stunden bis zur Auslieferung. An der Konstruktion des 4/4 hat sich in den letzten 70 Jahren nicht viel verändert: Auf einem Leiterrahmen aus Stahl (inzwischen verzinkt) türmt sich ein kunstvoll gearbeitetes Karosseriegerüst aus imprägniertem Eschenholz. Es trägt die Aluminiumbleche der Außenhaut, die meisten davon vor Ort von Hand geformt. Nur die Alukotflügel lässt Morgan bei einem Zulieferer pressen. Hochmodern dagegen die hauseigene Lackiererei, die wasserlösliche Lacke verwendet. Bei Aufpralltests erwies sich der Morgan Roadster übrigens als erstaunlich stabil.
Fazit von AUTO BILD-Autor Wolfgang König
Da könnte ich schwach werden, was keineswegs an den Lenkkräften liegt. Im Gegenteil: Im Vergleich zu den brutal motoriserten V6- und V8-Roadstern von Morgan bewegt sich der kleine 4/4 geradezu spielerisch. Richtig nett, und die Magerkur an Karosserie und Innenraum macht ihn noch nostalgischer. Zum Preis: Wer Handarbeit und wahre Exklusivität zu schätzen weiß, der kommt zweifellos auf seine Kosten. Billiger kann so was nicht sein.
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